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KAMBODSCHA - Ein kleines Land mit großem ♡

So, nachdem wir schon vieles von der korruptesten Grenze Südostasiens gehört haben, sind wir bestens vorbereitet.

Bei der Grenze angekommen, bekommen wir den Ausreisestempel vom Laotischen Grenzbeamten. 

Dann steht ein gut genährter Kambodschaner in weißem Safarigewand vor uns und will unsere Pässe einsammeln - für 40USD übernimmt er die Grenzsachen. Auch mit seinen Worten "But we take no responsibility if you do not come in time to catch the bus on the other side!" kann er Bina nicht aufhalten, diese trottet bereits los zur Grenzstation.

Beim ersten Schalter füllen wir einen Bogen aus, in dem unser Gesundheitszustand erfragt wird - Bina riecht den faulen Braten, schnappt Karin bei der Hand, schmeißt den Bogen in den Müll und läuft zum eigentlichen VISA-Point. Diese Fake-Krankenschwestern hätten uns doch fast einen unnötigen Healthcheck um 3USD angedreht... 

Um 35USD ärmer erhalten wir beim VISA-Point den Stempel sogar vor den anderen, die ihre Reisepässe abgegeben haben.

OK, 5USD sind nicht die Welt - wir grinsen aber trotzdem wie kleine Honigkuchenpferdchen, die gerade eine Mission Impossible erfüllt haben. :-)

Zwei Stunden warten wir dann auf den Bus, der uns endlich nach Kratie bringt. 



Kratie

Hier angekommen schmeißen wir uns auf rostige Fahrräder aus der Französischen Besatzungszeit (Binas Radl quietscht wieder mal vor sich hin und Karin freut sich über ihren stylisch braunen Oldtimerledersitz) und radeln los. Die berühmten Irwadidelfine lassen sich leider nicht blicken, dafür aber umso mehr Kinder, die zum Straßenrand laufen, uns anlächeln und voller Innbrunst "HELLO!" schreien.  So was Süßes - hier fühlen wir uns richtig Willkommen - die Kinder verlangen auch kein "money, money", wenn wir Fotos von ihnen machen (Sabaidee Laos, du bist gemeint! ;-)).

Nach unzähligen, kräftezehrenden, mit Plastikschlangen verzierten Stufen erreichen wir den Tempel Wat Phnom Sambok, wo uns von oben Affen neugierig beobachten.

Dann nehmen wir die wackelige Fähre auf die Insel Koh Trong. Hier müssen wir erstmal die Räder durch den Sand zum befestigen Weg schieben. Gut, dass die Mopedfahrer bereits eine Spur durch den Sand gezogen haben :). Wir genießen die bisher schönste Fahrradtour rund um die Insel, wo uns wieder mal jede Menge Bauernhoftiere den Weg kreuzen. Hier sind auch die Reisfelder noch nicht abgeerntet und wir genießen die Aussicht auf die saftiggrünen "Rice Paddies" rund um uns herum.  Außerdem beobachten wir das geschäftige Treiben beim Floating Village, wo die Häuser auf Stelzen im Wasser stehen. Bina punktet als 1A Paparazzi, während sich Karin eher im Hintergrund versteckt ("Die Menschen sind ja keine Zootiere!").



Phnom Penh

Obwohl die Hauptstadt eine Bettlerhochburg sein soll, fühlen wir uns hier sehr wohl und sehen weniger Bettler als gedacht. Nur einmal steht ein Mädchen vor unserem Tisch und will nicht aufgeben, bis wir ihr Geld geben. Stattdessen gibt ihr Karin ihr Essen, das nur nach seifigem Koriander schmeckt – das Mädchen isst tatsächlich den Teller fast leer, bis sie zu ihrer Schwester auf ein hupendes Moped springt und wieder wegdüst.

Im Tuol Sleng Museum und auf den Killingfields wird uns bewusst, wie grausam die Roten Khmer über die Bewohner von Kambodscha hergefallen sind. Aus jungen Männern vom Land, die durch die fehlende Bildung leicht beeinflussbar waren, hat Pol Pot hohe Offiziere gemacht, die die Stadtmenschen aus den Städten vertrieben und alle Bewohner Kambodschas zu Sklaven gemacht haben. Rund ein Viertel der Bevölkerung – 2 Mio Menschen – sind dabei ums Leben gekommen. Viele sind verhungert oder wurden gewaltsam ermordet – oft nur, weil sie zu intelligent waren, eine Brille trugen oder eine Fremdsprache sprachen. Und das geschah in den 70er Jahren, erst jetzt – 40 Jahre später – wurden die letzten beiden lebenden Verantwortlichen vor einem Kriegstribunal zur Rechenschaft gezogen. Die meisten von ihnen, darunter der Anführer Pol Pot, sind bereits an Altersschwäche gestorben...

Obwohl die Kambodschaner eine so unglaublich grausame Zeit ertragen mussten, lernen wir hier so viele herzliche und freundliche Menschen kennen. Zum Beispiel den Tuktuk-Fahrer, der uns zwar zu keiner Fahrt überreden kann, doch ganz neugierig den Atlas aus seinem Tuktuk hervorholt und sich freut, dass das für asiatische Verhältnisse kleine Kambodscha doppelt so groß wie „Autriche“ ist. Er muss schmunzeln als wir ihm vom Schnee im Winter erzählen, er selbst habe in seinem Leben noch nie Schnee gesehen. Oder die Familie, die uns während der Minivan-Fahrt nach Phnom Penh mit Taschentücher, Kochmais und Chips überhäuft, nachdem ihnen Bina mit ein bisschen Klopapier aushilft, als das kleine Baby die rüttelige Fahrt nicht so gut verträgt. Oder die vielen Kinder, die uns winkend anlächeln…

In Phnom Penh schlendern wir durchs Stadtzentrum, vorbei am Königspalast, Nationalmuseum, an Tempelanlagen, genießen Gaumenfreuden in jeglicher Preiskategorie (von der auch von Ratten und Kakerlaken besuchten Localbar bis zum französischen Nobelbistro), beobachten am Abend die „Sportler“ in sämtlichen Gewichtsklassen beim Laufen/Gehen rund um das Independence Monument und genießen den Ausblick von unserem Hostelbalkon im 4. Stock, während uns der gesprächige Ash aus Bangladesch nicht von der Seite weicht.



Kampot

Das kleine Städtchen begrüßt uns mit einem romantischen Sonnenuntergang am Ufer des Prek Tuek Chhou Flusses. 
Nachdem Karin schon seit Pai unbedingt das Mopedfahren ausprobieren möchte, fährt sie einmal mutig um den Block und los geht’s zu einer der vielen Pfefferplantagen. 
Und diese Fahrt hat es in sich – während unsere österreichischen Homies die heimischen Schipisten unsicher machen, sind wir zu Moped-Slalomkünsten auf der Schlaglochpiste gezwungen. 
Doch wir kommen unversehrt bei der Pfefferplantage „La Plantation“ an, wo wir uns einmal ein Pfeffer-Zitrone-Eis zur Abkühlung gönnen. Bei der späteren Verkostung der kleinen Pfefferkörner kämpft Bina mit den Tränen, sehr zur Unterhaltung unseres Guides. Dieser erklärt uns auch, dass kambodschanische Babys regelmäßig mit Curcuma besprüht werden, „that’s why we have such a beautiful skin and are not white like you!“ :D 
Bei der Besichtigung der Anlage, erfahren wir Wissenswertes über die Pflege und Ernte der Pfefferpflanze. 
Durch die ideale Lage nicht weit vom Meer entfernt, wird in Kampot auch Salz gewonnen. 
Also für reichlich Würze ist hier gesorgt! Das beweisen uns die leckeren Gerichte, die wir uns in den lokalen Restaurants reichlich schmecken lassen. 


Noch etwas Wichtiges: Vielen Dank an Silvia und Gottfried für die lieben Geburtstagswünsche in unserem Blog-Gästebuch! Hab mich sehr darüber gefreut! 😊 

Liebe Grüße aus dem igen Kambodscha, Karin

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