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KOLUMBIEN - Wir kommen einfach nicht mehr weg von hier...

Desierto de la Tatacoa

Nachdem wir einen ganzen Tag übers Hochland in die tiefer gelegene Wüstenlandschaft mit dem Bus fahren, landen wir am Abend in Neiva. Hier sehen wir Kolumbien von einer anderen Seite - die Menschen sind ärmer, die (sonst immer wohlgenährten) Straßenhunde abgemagert und die Stadt eher verstaubt und grau. Mit dem Taxi geht's zum Hostel, wo wir von den Eigentümern Fabian und Maria gleich herzlich begrüßt und umarmt werden, obwohl wir ganz spontan ohne Reservierung ankommen. 😊

Als wir dann ganz allein in unserem Zimmer sitzen - hier sind wir tatsächlich auch die einzigen Gäste im gesamten Hostel - wird uns bewusst, dass wir tatsächlich weg sind von Bogota. Sonst waren die Abende immer ziemlich lange und laut, Fabio (Papa Ardila) ist in unserem Zimmer herumgelaufen und hat mit einem Handtuch die Gelsen erschlagen, Nohelia (Mama Ardila) hat sich zu uns aufs Bett gesetzt und uns gefragt, wie der Tag so war, Emili hat uns englische Poplieder mit der Gitarre vorgespielt und -gesungen und Diego hat uns Gute-Nacht-Lieder am Keyboard gespielt und das Bett war immer voller schnurrender Katzen... und plötzlich sitzen wir nur zu zweit in einem Hostelzimmer... und als uns Mama Ardila eine WhatsappNachricht mit "We miss you" schreibt, stürzen alle Dämme und wir heulen los. Meine Güte, so viele Tränen haben wir auf der gesamten Weltreise noch nicht vergossen... 😂 Fabian wundert sich wahrscheinlich auch, warum wir so rote Augen haben, als er kurz anklopft um Bescheid zu geben, dass der Supermercado in 10min zusperrt.


In Neiva ist nicht soo viel los, wir fühlen uns hier wie die einzigen Touristen und werden auch gerne von den Einheimischen beobachtet.


Am dritten Tag starten wir mit Fabian in eine Wüstenerkundungstour in die Tatacoa Wüste. Frühmorgens stehen wir auf, um dann festzustellen, dass sich unser Hostelbesitzer verschlafen hat und erst eine Stunde später auftaucht... und zwar nicht mit einem Allradfahrzeug, sondern einem kleinen Chevrolet Spark. Laut ihm, ist es viel praktischer mit dem leichten Fahrzeug, da spürt man die Schlaglöcher nicht so extrem...naja, uns schüttelt es trotzdem ziemlich durch. 😂

Wir sind dann echt erstaunt, als wir plötzlich bei saftig grünen Reisfeldern vorbei düsen - ja, nicht nur in Südostasien gibt es die Reisfelder, auch hier in Kolumbien wird fleißig Reis geerntet und gegessen. Da wir ja in Asien hauptsächlich abgeerntete Reisfelder gesehen haben, freuen wir uns um so mehr, nun auch die saftig grünen Versionen zu Gesicht zu bekommen.

Fabian kennt sich in der Wüste super aus, er lässt uns Kakteenfrüchte kosten, kennt hier jedes - noch so kleine - Tier, spaziert mit uns durch die Wüste und hat zu jedem Plätzchen eine dazugehörige Story bereit.

Auf unserer Wanderung kommen wir auch bei ärmeren Farmersfamilien vorbei, hier überleben anscheinend nur die stärksten Tiere - denn bei einer Farm liegen zwei tote Lämmer in der Wiese herum (Karin hat ein kurzes Island-Déjà Vu). Trotz der einfachen Lebensverhältnisse sind die Farmer gut drauf und heißen uns überall herzlich willkommen. Bei einer Familie bekommen wir Mittagessen - natürlich jede Menge Fleisch (ziemlich zach aber sehr lecker gewürzt) mit Kartoffeln, Platanos, Reis...wie können die Kolumbianer immer so viel essen und trotzdem wie Models aussehen!? 

Am Nachmittag erhalten wir eine Exklusiv-Führung durch ein 5-Sterne Resort mitten in der Wüste, da Fabian die Besitzerin kennt. In der Schickimicki-Hotelanlage kommen wir uns ein bisschen underdressed vor, das hält ihn nicht davon ab, in jedem Teil der Anlage für Fotos zu posieren. 😅

Dann wandern wir durch die rote Wüste, die uns am besten gefällt - durch den hohen Eisengehalt ist der Sand rot gefärbt und mit zahlreichen Kakteen gesäumt. 🌵Hier gibt es auch viele verschiedene Fossilien, die Fabian natürlich alle identifizieren und benennen kann. Außerdem sehen wir am Abend jede Menge Wüstenhasen herumhoppeln.

Obwohl es den ganzen Tag ziemlich bewölkt ist, öffnet sich am Abend plötzlich die Wolkendecke und wir können den atemberaubenden Sternenhimmel bewundern - inklusive Sternschnuppen, Milchstraße, wandernden Satelliten...🌌 Mensch ist das schön! Lt. Fabian hat er die Sterne nur dreimal in den letzten zwei Monaten gesehen, weil es immer so bewölkt war. 😎

San Agustín

Weil San Agustín etwas abgelegen liegt, müssen wir von der näheren Stadt Pitalito ein Colectivo in die kleine Stadt nehmen. Unsere Rucksäcke werden aufs Dach geschnallt, natürlich haben wir sie vorher nicht in die wasserfesten Hüllen verstaut und natürlich fängt es während der einstündigen Fahrt an zu schütten - und zwar richtig! 🌧😑

San Agustín ist auch schon wieder so ein schönes Plätzchen - hier entspringt der Rio Magdalena und drei weitere Flüsse, die über ganz Kolumbien verteilt ins Meer enden. Außerdem befinden sich hier die Ausläufer der Anden-Gebirgskette. Daher ist es in diesem Teil Kolumbiens besonders hügelig, grün und fruchtbar.

Hier erkunden wir den Archäologischen Park mit den zahlreichen Skulpturen aus Lavagestein. Diese sind die letzten Überreste einer Zivilisation, die 200v.Chr. bis 700n.Chr. hier lebte. Noch immer weiß man nicht, was die Statuen genau symbolisieren, die einen scheinen Grabstätten zu sein und andere Überreste von Tempelanlagen. 🗿

Hunderte dieser Statuen sind noch immer im Park zu finden - und so laufen wir durch das Labyrinth aus Statuen und Dschungelgeäst und fühlen uns ein bisschen wie Indiana Jones auf der Jagd nach einem geheimnisvollen Schatz. Auf dem höchsten Punkt der Anlage haben wir eine wunderschöne Aussicht. 

Doch diese Aussicht wird am nächsten Tag sogar übertroffen - zu Fuß machen wir uns auf zu den "La Chaqira" Steinskulpturen und von hier haben wir die schönste Aussicht überhaupt! Wir sind auf einem Hügel und sehen unter uns den reißenden Rio Magdalena, in den von anderen Hügeln aus (mind.) fünf Wasserfälle hineinschießen. Männo, ist das schon wieder schön hier! 

Als wir zurück gehen wollen, werden wir von einer Gruppe Kolumbianern auf eine Restaurantterasse gewunken. Die beiden lustigen Reiseleiter (oder Mopedtaxifahrer? Wir wissen es nicht genau) Carlos Luis und Luis laden uns auf eine Runde Cerveza ein. 🍻 Und so sitzen wir stundenlang bei unseren neuen Amigos/Abuelos (Opas) und dem "Exil"Schweizer Philipp und werden auf Bier und Suppe eingeladen, während wir die wunderschöne Natur rundherum genießen. Luis meint sogar, als Gott die Welt erschaffen hat, hätte er ein Stück vom Himmel auch hier gelassen und dieses hätte er Colombia genannt! Mensch, ein bisschen träumerisch sind sie schon, die Kolumbianer. 😅

Am Ende wollen sie uns sogar mit Ihren Mopeds zum Hostel bringen, doch wir lehnen dankend ab und gehen wieder zu Fuß zurück - einerseits wegen dem Alkohol in ihrem Blut und andererseits, weil wir an unsere Beinkrämpfe in Minca denken müssen.

Popayán

San Agustín verlassen wir nur ungern - unser kunterbuntes Hostel ist super gemütlich, die Stadt hat eine so geheimnisvolle Geschichte und die Leute sind so gastfreundlich... doch unsere nächste Destination wartet bereits auf uns und der Weg  dorthin hat es in sich! Der Bus ist komplett vollgestopft mit Passagieren. Wir quetschen in der letzten Reihe und vor Karin sitzt ein Kolumbianer auf dem Boden, der immer wieder ihre Füße im Rücken zu spüren bekommt. Von den sechs Stunden Fahrtzeit fahren wir ungefähr vier Stunden auf unbefestigter Straße Berge hinauf und hinab - schneller als 20km/h ist gar nicht möglich - uns schüttelt es durchgehend hin und her. Wenn wir wieder einmal stehen bleiben müssen, weil uns ein LKW entgegen kommt, setzen wir uns schnell zurück in unsere Sitze... am Ende werden sogar Papiersackerl verteilt und zwei Passagiere haben ihre Köpfe bereits weit aus dem Fenster gelehnt. 😩

Wir waren noch nie so glücklich, aus einem Bus auszusteigen und am Ziel zu sein.

In Popayán gönnen wir uns wieder einmal eine Free-Walking-Tour. Die beiden Jhons erzählen uns voller Enthusiasmus von ihrer einzigartigen Stadt mit dem schönsten Universitätscampus der Welt. Denn hier ist die Universidad de Cauca auf verschiedene alte Spanische Kolonialhäuser verteilt und alle haben einen blumenreichen Innenhof mit Brunnen... 💐

Alle Häuser im Stadtinneren sind weiß gestrichen - so wirkt die Stadt wie ein Drehort für alte spanische Filme. 

Außerdem kommen ganze zwölf Präsidenden Kolumbiens aus Popayán, worüber die Bevölkerung besonders stolz ist. 😎

Ipiales

Und von der schneeweißen Stadt geht's mit dem Nachtbus weiter in die staubige Grenzstadt Ipiales.
Als wir am Busbahnhof ein Ticket kaufen wollen, erfahren wir, dass bereits alle Plätze ausgebucht sind - es gibt nur mehr zwei Plätze in der Businessclass (um 60.000 Pesos=17,50€ für acht Stunden Fahrt). Und so genießen wir unsere letzte Busfahrt in Kolumbien in megagemütlichen - zu Liegen verstellbaren - Sitzen. Also innerhalb von drei Tagen erleben wir die ungemütlichste und gemütlichste Busfahrt unserer Weltreise. 😅
In Ipiales ist es wieder eher touristenleer - wir legen hier einen Zwischenstopp ein, um die Kathetrale "Las Lajas" zu besuchen.
Diese riesige Kirche ist in eine Schlucht über einem Fluss gebaut und sieht eher aus wie ein Märchenschloss aus einem Disneyfilm. 
Aber wir müssen ehrlich sagen, dass die Kirche auf den Fotos besser aussieht als in echt. Für uns wirkt sie eine bisschen kitschig und unecht... Aber das ist sicher Geschmackssache 😉.

Der Tag, an dem uns Kolumbien nicht gehen lassen wollte...

Am nächsten Tag fahren wir dann mit einem Colectivo zur Grenze. 

Den Grenzübertritt haben wir uns ungefähr so vorgestellt: Wir bekommen bei der Kolumbianischen Grenzbehörde den Ausreisestempel, spazieren dann über die Brücke rüber nach Ecuador, wo wir dann den Einreisestempel für Ecuador bekommen. Das ganze dauert laut Online-Erfahrungsberichten max. 20 Minuten. Und dann nehmen wir den Bus 6 Stunden nach Quito, wo eine ganz liebe Familie bereits auf uns wartet.


Als wir also um 9:00 bei der Grenze ausgeladen werden, staunen wir nicht schlecht, als wir rund um das Behördenhaus gehen müssen, weil die Schlange an Wartenden erst dort endet. Wir sind fast die einzigen Touristen hier, 99% sind Venezolaner, die schweren Herzens ihre vom politischen Chaos zerstörte Heimat verlassen, um in anderen Ländern Südamerikas ein neues Zuhause zu finden.

Es gibt auch nach mehrmaligem Nachfragen nur eine Schlange für alle - für Ausreisende, Einreisende und für Venezolaner ohne Pass. Wegen den letzteren verlängert sich der Prozess natürlich um einiges & so wird aus den geplanten 10 Minuten ganze 6,5 Stunden Wartezeit. Wir stehen stundenlang in der Sonne, manchmal regnet es ein bisschen. Jedesmal, wenn sich Karin hinsetzen will, weil ihr vom Stehen in der prallen Sonne schwindelig wird, bewegt sich die Schlange zwei Meter weiter...und wir warten und warten und es ist so unfair, weil das Schild "Bienvenidos a Ecuador" so nahe ist.

Am liebsten hätten wir unsere Rucksäcke gepackt und wären einfach ohne diesen Stempel rübergelaufen, es ginge um so viel schneller... es ist zum Durchdrehen! 😡

Wenigstens haben wir lustige Wartenachbarn, die uns ein bisschen unterhalten. Sie schwärmen von der wunderbaren Natur Venezuelas und wir müssen ihnen versprechen, ihr Land auch mal zu besuchen, wenn sich die Lage wieder beruhigt hat.

Als wir also endlich den Ausreisestempel bekommen (dauert nur 2 min), laufen wir endlich rüber über die Brücke und haben einen Knoten im Hals, als wir unser geliebtes Kolumbien tatsächlich verlassen...

In Ecuador wiederholt sich dann die Wartezeit - hier kommt dann Finsternis, Kälte und Hunger dazu. Doch die Ecuadorianer haben vorgesorgt und laufen vollgepackt mit dicken Jacken, Hauben und Handschuhen um die Wartenden herum. Außerdem gibt's jede Menge Snacks und warme Gerichte zu kaufen. 

Weil uns eh nichts anderes überbleibt, machen wir uns mit Jhon Francisco, Alberto, Maria, Linda & Co einen Spaß daraus, spielen UNO und lassen uns 1$Burger schmecken. Auch hier an der Grenze funktioniert unsere kolumbianische SIM KARTE noch und so können wir WhatsApp und Facebook nutzen.

Als Jhon Karin fragt, ob er seiner Familie in Venezuela mit ihrem WhatsApp Account schreiben könnte, kommen wir drauf, dass wir ja den mobilen WIFI Hotspot von Karins Handy aktivieren könnten, damit er sich damit verbinden kann und mit dem eigenen Handy WhatsApp benutzen kann. 

Tatsächlich funktioniert das Ganze und so ist Karin bald von zehn Venezolanern umringt, die ganz aufgeregt auf ihren Handys herumtippseln und Nachrichten nach Hause senden. 

Nach weiteren 7 Stunden in der Warteschlange werden unsere Reisepässe eingesammelt und nach 10 Minuten wieder abgestempelt ausgeteilt. Warum wurde das nicht schon vorher gemacht? 🤔

Egal, wir verabschieden uns von unseren neuen Buddies und suchen uns ein Hotel in der ecuadorischen Grenzstadt Tulcan.

Wenn alles gut geht, treffen wir unsere neuen Freunde aus Venezuela im Mai in Lima wieder. 😊


Wir wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen! In keinem anderen Land haben wir uns so wohl und willkommen gefühlt. ❤

 

Die Kolumbianer sind nicht nur herzlich und gastfreundlich, sondern auch ehrlich und echt. Während sie dir stolz ihr wunderschönes Land zeigen, erzählen sie dir auch über die Korruption der Regierung und über die gefährlichen Guerillagruppen am Land und im Dschungel.

Egal ob die Familie in Bogota oder ein neugieriger Opa im lokalen Bus - alle waren stets um uns besorgt und haben uns Tipps und Tricks mit auf den Weg gegeben. 

 

& die leckeren Früchte 🍉🍍🍈🍊 / Gemüsesorten🌽🍆🍅 / die verschiedenen Naturwunder 🌵🏝🏞 / die Farben🌈 / die Musik💃🎶🎺 / die ansteckende Lebensfreude!

 

Aus den geplanten 4 Wochen wurden 6,5 Wochen... ❤¡GRACIAS COLOMBIA!❤


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Kommentare: 3
  • #1

    Stefan (Samstag, 28 April 2018 12:08)

    Es macht so unglaublich viel Spaß eure Berichte zu lesen. Man kann richtig schön mitfühlen, wenn ihr wieder mal interessante Menschen trefft oder tolle Landschaften bestaunt. Danke, dass ihr uns an euren Ergebnissen teilhaben lasst. Viel Spaß in Ecuador. Grüßt den Chimbo von mir. Wir beide haben noch einen Konflikt zu lösen :-)

  • #2

    Stefan (Samstag, 28 April 2018 12:09)

    "Erlebnissen" sollte es heißen - die liebe autokorrektur :-)

  • #3

    Karin&Bina (Montag, 30 April 2018 03:22)

    Hallo Stefan!
    Das freut uns, dass dir unsere Blogeinträge so gefallen und nicht zu fad werden - teilweise werden sie schon ziemlich lang :-)
    Wir geben unser Bestes - aber uns ist beim Cotopaxi schon fast die Luft ausgegangen ;-)
    Können wir beim Konfliktlösen irgendwie helfen? �